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Interviews

Im Zuge unserer Tätigkeit ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, mit Künstleren oder Persönlichkeiten aus der Musikwelt Gespräche zu führen. Diese Interviews erscheinen seit 1995 in unserem Klaviermagazin "Der Weinberger". Eine Auswahl finden Sie hier. Viel Spaß beim Schmökern.

Ramesh Nair - Choreograph bei Xanado in Amstetten

Xanadu: „Übertreiben und Grenzen überschreiten“

Für die Choreografie der Sommer-Musical-Produktion Xanadu in Amstetten wurde der Sänger, Tänzer und Choreograf Ramesh Nair engagiert. Wir wollten wissen, wie der aus der Fernsehwerbung bekannte Künstler arbeitet, und haben das folgende Gespräch mit ihm geführt:

Xanadu: „Übertreiben und Grenzen überschreiten“

 

Für die Choreografie der Sommer-Musical-Produktion Xanadu in Amstetten wurde der Sänger, Tänzer und Choreograf Ramesh Nair engagiert. Wir wollten wissen, wie der aus der Fernsehwerbung bekannte Künstler arbeitet, und haben das folgende Gespräch mit ihm geführt:

 Ramesh Sarah web

Was hat Sie veranlasst, die Choreografie beim Stück „Xanadu“ übernehmen?
Ich arbeite seit 2003 mit Werner Sobotka, dem Regisseur, zusammen. Das hat sich damals eher zufällig ergeben - ich bin ja eigentlich Musicaldarsteller. Bei einer Gala ist die Choreografin ausgefallen. Da hat er mich gefragt, ob ich das nicht machen möchte. Seitdem sind wir beruflich sehr eng verbunden und haben mittlerweile einige Produktionen miteinander gemacht. Da wir letzten Sommer das Stück „Der kleine Horroladen“ in Amstetten gemacht haben und dieses Jahr wieder die  Anfrage kam, lag es auf der Hand, die künstlerische Leitung dafür zu übernehmen.

Welche Fähigkeiten braucht man, um Choreograf zu werden?
Es gibt den Studiengang Choreografie, den ich jedoch nicht absolviert habe. Ich komme, wie viele Choreographen, aus dem Bereich Tanz, wo man sein Gespür für Musik und deren Umsetzung ausleben kann. Ich bin der Meinung, dass man jedenfalls viele Tanzstile beherrschen sollte. Ein bis zwei Mal jährlich fliege ich nach New York und besuche die aktuellen Shows am Broadway, um mich zu informieren, was „in“ ist. Manchmal nehme ich dort auch Unterricht oder sehe mir Unterrichts-Klassen an. Diese Eindrücke versuche ich in meinen Musicalproduktionen einzubinden.

Sie adaptieren also Choreographien aus den Shows am Broadway?
Nein, so möchte ich das nicht sagen. Denn das würde heißen, dass ich sie kopiere und übernehme.
Wenn ich ein Lied bekomme und ich das Musical nicht kenne, vermeide ich es grundsätzlich, Youtube-Videos anzusehen. Andererseits zum Beispiel bei dem Musical „Cabaret“, das vor drei Jahren an den Wiener Kammerspielen zu sehen war, musste ich mir viele Inszenierungen von verschiedenen Choreographen ansehen, um schließlich mein Ding daraus zu machen.

Welche Seiten schätzen Sie an Ihrem Beruf?
Ich liebe die Bühne und bevorzuge daher, selbst eine Rolle vor Publikum zu performen, anstatt „nur“ zu choreographieren. Da ich gerne singe, spiele und tanze und den Traum auf der Bühne ausleben möchte, habe ich auch Musical studiert. Ich liebe und suche immer wieder neue Herausforderungen. In dem Stück „Xanadu“ fährt die Hauptdarstellerin Rollschuh. Daher haben wir uns einen Darsteller aus „Starlight Express“ ins Boot geholt. Eine neue, interessante Erfahrung mit den Rollschuhen.

Arbeiten Sie im Team oder alleine?
Ich arbeite eng mit Werner Sobotka und Christian Frank zusammen. Wir geben uns gegenseitig Raum für Kritik und sprechen viel miteinander.Wenn ich der Meinung bin, dass z.B. das Timing nicht zur Szene passt, spreche ich das an. Ansonsten, als Choreograph, arbeite ich eigentlich alleine.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Am Vortag erhält man den Probenplan. Dementsprechend sollte ich dann am Vorabend alles vorbereiten. Seit ein paar Jahren habe ich meine Strategie etwas geändert (lacht). Bevor ich ins Bett gehe, höre ich mir die Musik an. Für die Details stehe ich am nächsten Morgen dann ein bis zwei Stunden früher auf. Bei manchen Musicals kann ich auch in den Proben choreographieren. Ich lege die Musik ein und mein Körper bewegt sich.
Mein Arbeitstag beginnt um 10 Uhr, etwa drei Stunden später ist eine halbe Stunde Mittagspause, dann geht es weiter bis 18 Uhr. Danach laufe ich schnell nach Hause, ziehe mich um und fahre zu einem Interview (lacht) ... Nein, danach strecke die Beine von mir, um runter zu kommen. Anschließend erledige ich Alltagstätigkeiten wie E-mails beantworten, etc.

Sie haben mit bekannten Künstlern wie z.B. Veronika Ferres zusammengearbeitet. Ist es für Sie ein Unterschied, mit sogenannten Stars zu arbeiten, im Vergleich zu Newcomern?
Es gibt Unterschiede in der Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Tänzern. Mit Schauspielern spricht man anders als mit Tänzern, die frisch von der Tanzschule kommen. Die Schauspieler muss man zuerst kennenlernen und abchecken. Mit Veronika Ferres habe ich mich zwei Tage vor dem Drehtag getroffen. Sie hat mir erzählt, dass sie einen Tangokurs belegt hatte. Das erleichtert das Einstudieren. Es kommt vor allem auf die Einstellung an. Stars, wie Veronika Ferres, mit Erfahrung im Showbusiness, wissen, dass man nicht dauernd reden kann, oder dass man nicht Kaugummi kaut. Ich habe einen strengen Ruf, der auch zutreffend ist. Bei mir gibt es kein ständiges Reden, das Tragen von Schmuck oder einfach aufs Klo gehen. Dafür gibt es klare Absprachen, und die sind auch nötig, um das Ziel des Tages erreichen zu können.

Wie sind Sie auf den Beruf des Choreographen beziehungsweise des Tänzers gekommen?
Ich habe immer schon getanzt. Vor allem haben mich Filme mit Fred Astaire und Gene Kelly geprägt. Viele der jungen Generation kennen sie nicht mehr, was ich sehr traurig finde. Inspiriert von diesen Tänzern, bin ich als Kind wie wild im Wohnzimmer herumgetanzt. Später habe ich sogar Kronkorken mit Klebeband an meinen Schuhsohlen befestigt, um damit steppen zu können. Als ich sieben Jahre alt war, hat mich meine Mutter an einer Ballettschule angemeldet.
Eigentlich wusste ich schon mit sieben, dass ich einmal Tänzer werde. Im Alter von 19 kam ein Regieteam an meine Tanzschule. Durch sie habe ich erstmals von der Studienrichtung „Musical“ gehört. Kurze Zeit später habe ich von der Folkwang-Hochschule in Essen erfahren und mich mit 179 Mitstreitern beworben. Als einer von drei wurde ich aufgenommen. Dann kam von meinen Eltern der „große Versuch“, mich davon abzuhalten und stattdessen etwas „Anständiges“ zu lernen. Trotz dieser Barriere entschied ich mich für meinen Herzenstraum und hielt mich mit Stepp-Kursen, die ich in meiner 10 m² Studentenwohnung gab, über Wasser. Mittlerweile bin ich froh über diesen Weg, den ich eingeschlagen habe. Seit ich meine ersten Erfolge als Tänzer feierte, sorgten sich auch meine Eltern nicht mehr um mich.

Warum sollten Leute nach Amstetten kommen und sich Xanadu ansehen?
Weil Amstetten schön ist… (lacht). Nein, „Xanadu“ ist ja ein Comedy-Musical und basiert auf dem Film aus dem Jahre 1980. Die Macher des Musicals wollten eine Persiflage aus dem Film machen. Ich freue mich auf das Stück, da die Künstler alles machen dürfen: übertreiben und Grenzen überschreiten – am liebsten würde ich selber gerne mitspielen!

Welche Produktion war Ihr größter persönlicher Erfolg als Darsteller?
Hm… durch die Rolle des Seymour im „Der kleine Horrorladen“ ist bei mir ein Knopf aufgegangen. Nach der Premiere hat sich alles so gut angefühlt. Ich habe mich durch diese Rolle durch das Spielen und Singen selbst verwirklichen können. Aber auch eine meiner ersten Produktionen nämlich „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ im Raimund Theater, in der ich die Zweitbesetzung der Hauptrolle und eine Rolle im Ensemble übernommen haben, zählt zu meinen persönlichen Highlights.

Und als Choreograph?
Das Stück „Cabaret“ in den Wiener Kammerspielen aus dem Jahr 2010 ist mein Highlight. Noch kurz vor der Premiere haben wir uns Sorgen um den Erfolg des Musicals gemacht, da „Cabaret“ von den Nationalsozialisten und der Judenverfolgen handelt. Letztendlich war diese Inszenierung sehr erfolgreich und wurde auch in München nochmals neu auf die Bühne gebracht. Und: „Guys and Dolls“ an der Volksoper Wien. Das war für mich insofern ein Höhepunkt, da die Presse die Ballettchoreographie in hohen Tönen gelobt hat.

Sie sind durch die TV Werbung für Telering eine sehr bekannte Person in Österreich. Fluch oder Segen?
Diese Frage musste ja kommen (lacht)… Es ist auf alle Fälle beides. Wegen der Werbespots im Fernsehen und Radio und der Plakate kennen mich etwa 90 % der Österreicher. Dadurch hat sich mein Privatleben sehr geändert, denn die Leute erkennen mich auf der Straße und wollen Autogramme und Fotos. Die ersten paar Monate machte mir das Spaß. Durch diese Änderung haben sich auch viele Türen für mich geöffnet. Meine Teilnahme bei „Dancing Stars“ hat sich positiv ausgewirkt. Die Leute haben bemerkt, dass ich auch richtig Deutsch kann. Seither habe ich viele Anfragen für Musicals als künstlerischer Leiter bekommen. Österreich erlebe ich als ein eher konservatives Land. Die Chance, dass ich Mozart spiele, wäre zum Beispiel in New York größer.

Was sind Ihre nächsten Projekte nach Xanadu?
Parallel singe ich Konzerte, wie nächste Woche mit Maya Hakvoort in Laxenburg. Außerdem tanze ich ehrenamtlich mit zwölf Mädchen aus dem Verein „Sophistikids Company“, den ich vor neun Jahren gegründet habe. Die zwölf Mädchen übernehmen den Part des Showballetts bei den Konzerten, die ich singe. Nach den Konzerten spiele ich Aladdin in der Grazer Oper.

Gibt es ein großes Ziel, eine Vision, die Sie verfolgen?
Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt, dennoch habe ich den Wunsch, vor der Kamera zu stehen, speziell im Bereich Fernsehschauspiel. In Österreich bin ich in der Werbeschublade, daher werde ich eher im deutschen Fernsehen zu sehen sein. Ich kann nicht sagen, wo ich mit 50 stehe. Ich lebe im Moment und ehrlich gesagt, will ich auch gar nicht wissen, was die Zukunft bringt.

Vielen Dank für das Interview!

Sarah Weinberger

Bilder: Copyright © 2006 Ramesh Nair [dot] net, Design by Sandra Keplinger/Norbert Ruscher

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