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Interviews

Im Zuge unserer Tätigkeit ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, mit Künstleren oder Persönlichkeiten aus der Musikwelt Gespräche zu führen. Diese Interviews erscheinen seit 1995 in unserem Klaviermagazin "Der Weinberger". Eine Auswahl finden Sie hier. Viel Spaß beim Schmökern.

Lilith – die sich nicht verbiegen lässt

Lilith – die sich nicht verbiegen lässt

Die Entwicklung einer Künstlerin abseits von Castingshows

Es war die Verabschiedungsfeier im Jerger-Saal der Bruckneruniversität Linz von Rektor Reinhard von Gutzeit am 16. November 2006. Zwischen den Ansprachen von Politiken und Professoren wurden musikalisch künstlerische Darbietungen von Studenten präsentiert. Nach einer Performance der fulminanten Jazz Big Band noch eine letzte Ansprache und ein dann ein letzter Auftritt. Die Bühne ist fast finster, in der Mitte steht ein gut ausgeleuchteter Konzertflügel und eine zierliche Person betritt die Bühne: Eva Klampfer. Auf dem Programm: „My Funny Valenine“.

Das Publikum ist schon etwas unruhig, es hat lange gedauert. Dann beginnt Eva zu spielen und zu singen. Schlagartig wird es ruhig und meine Wahrnehmung schalten automatisch auf höchste Aufmerksamkeit. Diese Stimme stellt mir die Haare auf und ich bin damit nicht allein. Was für ein Zauber, wie sich die Aura der jungen Sängerin und Pianistin im Saal ausbreitet. Ich brauche nach der Darbietung einige Minuten mich davon zu lösen und beschließe, den Weg dieser jungen singer-songwriterin zu beobachten.

Wer ist Eva Klampfer?
Sie wurde am 16. November 1984 als Tochter einer Buchhalterin und eines Polizisten in Oberndorf bei Salzburg geboren. Im Alter von 4 Jahren begann sie mit Klavierunterricht der Musikschule Eggelsberg, einer Zweigstelle der Landesmusikschule Mattighofen. Mit 9 Jahren fing sie an, Geige zu spielen und ein Jahr später trat sie ihr Amt als Organistin der Pfarre Feldkirchen bei Mattighofen an. Nach dem erstmaligen Kontakt mit „schwarzer“ Musik durch Lauryn Hill gründete sie mit 12 Jahren einen Gospelchor. Durch ihr absolutes Gehör war es ihr möglich, Chorsätze durch das Anhören von Gospel- CDs zu notieren und so ihren Chormitgliedern beizubringen. Nach der Hauptschule besuchte sie das Adalbert Stifter Musikgymnasium in Linz. Zeitgleich studierte sie klassisches Klavier bei Prof. Mag. Gottfried Hemetsberger am damaligen Brucknerkonservatorium. Im Alter von 17 Jahren begann sie an der Jazz- und improvisierte Musik – Abteilung des Brucknerkonservatoriums Gesang bei Elfi Aichinger zu studieren. Zwei Jahre nach der Matura am Musikgymnasium schloss sie dann ebenso ihr Bachelorstudium mit ausgezeichnetem Erfolg in Jazzgesang mit dem Schwerpunkt Klassisches Klavier ab.
Neben ihrem Studium konnte Eva Klampfer mit ihrer Band On Wings To Kashmir den Yamaha Band Contest im Jahre 2002 gewinnen. Ebenso wurde ihr ein mit 12.000 Doller dotiertes Stipendium für das Berklee College of Music, Boston angeboten. Außerdem wirkt sie bei diversen Projekten, wie Parov Stelar, Deploy, SK Invitational, Late Hour Entertainment, Nu- Random, Matthias Löscher Sextett uvm. mit.

Das Interview
Eva Klampfer ist kürzlich nach Wien übersiedelt und hat die Arbeiten an ihren ersten beiden Tonträgern abgeschlossen. Sie spielt bereits rund 50 Konzerte im Jahr in verschiedenen Formationen. Zeit, mit der jungen Künstlerin ein Gespräch zu führen:

Der Weinberger: Beim Googlen findet man Dich unter dem Künstlernamen Lilith. Soll ich Dich nun mit Eva oder Lilith ansprechen?

Eva Klampfer: (lacht) Bitte mit Eva. Jüdische Überliefungen zufolge war die erst Frau nicht Eva sonder Lilith. Sie war gleichberechtigter Partner von Adam, hatte eigene Vorstellungen und wollte sich nicht unterdrücken lassen. Sie war eine starke Persönlichkeit. Deshalb wurde sie aus dem Paradies rausgeworfen. Erst danach wurde Eva aus der Rippe Adam´s geschaffen. Da bin ich zehn mal lieber die Lilith. Sie hat sich nicht verbogen und ist ihren Weg gegangen.

Der Weinberger: Wann hast Du das erst mal gespürt, dass da was ist mit Dir und der Musik?

Eva Klampfer: Sehr früh – am Klavier beim Nachbarn. Mit drei wollte ich Klavier lernen und habe auf dem Nachbarklavier geklimpert bis ich mit vier in der Musikschule bei einer sehr guten Lehrerin einen Platz bekommen habe. Nach einem Lehrerwechsel wollte ich fast aufhören. Dann aber kam ich zu einem ganz tollen Pädagogen: Ein Buddhist, ein super Lehrer am Klavier. Er ließ mich verschiedenste Stile spielen, die Stückauswahl war immer genau richtig. In dieser Zeit habe ich immer nur gespielt, nie geübt. Mit seinen Stücken, die ich aufbekommen habe, konnte ich mich stundenlang spielen. Vor dem Klavierstudium habe ich somit nie Etüden gespielt. Mit 10 hat mich dieser Lehrer auf die Orgel in Burghausen gebracht. Bei ihm habe ich viel gelernt, es war eine sehr schöne Zeit.

Der Weinberger: Was war Dein kick off zur sog. Schwarzen Musik?

Eva Klampfer: Der Kinofilm „Sister Act“ mit Whoopie Goldberg in der Hauptrolle, Teil 1. Im Hintergrund spielte guter alter Soul – das hat mich total gefesselt. Meine Eltern haben vorwiegend Klassik oder Rockmusik gehört. Als ich 10 war, kam „Sister Act II“ in die Kinos. Die Hauptdarstellerin unter den Kids, Lauryn Hill, hat mich total fasziniert, es hat mit einfach gepackt. Bei Gospelmusik steht nichts dazwischen, keine Kunst, keine Oper. Die Musik kommt direkt aus dem Herzen und landet beim Zuhörer genau wieder dort.

Der Weinberger: Wir würdest Du Dich als Musikerin selbst beschreiben - was bist Du für eine?

Eva Klampfer: Ich schriebe seit ich 13 bin. Das Komponieren ist mir sehr wichtig. Auf Singen und Klavierspielen könnte ich eher verzichten. Aber ich bin auch eine sogenannte „Rampensau“. Besonders auf  großen Bühnen fühle ich mich in meinem Element. Die Klassische Musik ist auch ein wichtiger Bestandteil, auf die ich nicht verzichten könnte.
Stilistisch stehe ich aber als Sängerin dem Gospel, Blues und Soul am nächsten. Das Problem ist jedoch, dass ich Europäerin bin. Das ist nicht das selbe, wie eine Schwarze aus Alabama zu sein. Gospel ist mir manchmal nicht zu tief genug. Und ich suche immer nach meinem eigenen Sound. Spannend finde ich auch elektronische Musik. Ich bin Sängerin in einem Musikprojekt, bei dem natürliche Klänge wie z.B. das Fallen einer Gießkanne aufgenommen wird und daraus Rhythmen generiert werden. Manches von dem was ich mache, geht vielleicht weit, aber besser anecken als zu flach sein.

Der Weinberger: Wie würdest Du Deine Musik, Deinen Sound beschreiben?

Eva Klampfer: Ich höre und singe gerne Jazz, das ist aber nicht alles. Soul und elektronisch-experimentelle Musik interessieren mich derzeit besonders. House music finde ich völlig uninteressant. Ich will mich jedenfalls nicht anpassen müssen. Deshalb habe ich erst zwei Coversongs gemacht – ich will immer mit gestalten. Derzeit läuft es in der Richtung recht gut.

Der Weinberger: Spielst Du noch Geige?

Eva Klampfer: Nein, leider nicht mehr. Ich habe meine Geige meiner Schwester überlassen.

Der Weinberger: Wie schaut es mit dem Üben am Klavier aus?

Eva Klampfer: Ich spiele viel Klassik und bin ein großer Beethoven Fan. Mozart Sonaten spiele ich auch sehr gerne, aber ich spiele mehr als ich übe. Das war schon immer so.

Der Weinberger: Heute, als aktive Sängerin – wie siehst Du rückblickend Dein Klassik Klavierstudium an der Bruckeruni bei Prof. Hemetsberger?

Eva Klampfer: Das hat mir irrsinig getaugt und auch viel gebracht. Mit 15 wollte ich unbedingt Sängerin werden, da gabs einen kleinen Hänger. Aber ich hatte einen guten Übergang von der Musikschule auf die Uni zu Gottfried Hemetsberger. Es ist halt ein Studium, da hat man wenige Freiheiten, man braucht dazu Disziplin. Jedenfalls bin ich sehr froh, das klassische Klavierstudium gemacht zu haben. Es ist musikalisch gesehen für mich sehr wertvoll. Mir würde etwas fehlen, wenn ich es nicht durchgezogen hätte.

Der Weinberger: Stimmt es, dass Du ein Stipendium am berühmten Berklee College of Music, Boston, ausgeschlagen hast?

Eva Klampfer: Ja. Die Audition habe ich gemacht, um zu wissen wo ich stehe. Ich wollte das einfach mal checken und von außen hören, wie ich wirke. Es wäre aber nicht das Richtige gewesen und es hätte auch persönlich für mich nicht gepasst. Dazu kommt, dass Berklee ein riesiges System ist. Da gibt es Einstufungen, Nummernsysteme und tausende Studenten. Es hat sich für mich nicht richtig angefühlt, drum hab ich das Stipendium nicht angenommen.

Der Weinberger: Welche Projekte verfolgst Du aktuell?

Eva Klampfer: Ich habe zwei Platten praktisch fertig. Soulige, groovige Musik und mit der Embira. Die Songs sind teilweise experimentell, die Chorsätze melodisch. Ich habe mich dabei richtig ausleben können.
Mit Harald Mörth arbeite ich am Projekt „Laid our entertainment“. Eine elektonisch rotzig freche Imropvianstionsgruppe ist„NuRandum“. Wir gehen völlig unvorbereitet auf die Bühne und schauen was passiert. Mit dabei ist u.a. Martin Reiter, der schon mehrmals den Kollerpreis gewonnen hat. Es ist extrem steil auf der Bühne kreativ zu sein.
Dann bin ich noch Sängerin von „Parov Stelar“. Der Haupt Produzent stammt aus Linz. Die Gruppe produziert elektronische Musik mit Jazz Samples. Mit dieser Formation komme ich am meisten rum. Zum Beispiel Jazzfest Wiesen und auch auf große Bühnen in ganz Europa.
Ein ganz tolles Projekt ist „S.K. Invitational“: Eine Big Band, die live Hiphop und Soul spielt. Irrsinnig toll, mit zwei 2 Schlagzeugern. Ich singe Songs und Instrumental lines.
Gerade begonnen hat eine Zusammenarbeit mit der dänische Bassistin „Bass Ida“. Dabei  spiele ich Rhodes. Sie hat mich über myspace gefunden.

Der Weinberger: Was willst Du erreichen, was sind Deine Ziele?
Eva Klampfer: Hmmm. Das ist etwas schwammig. Mir ist am wichtigsten, dass ich meine Projekte machen kann, ohne mich verkaufen zu müssen. Ich will, das mein Sound definiert ist, ihn suchen und finden, mich entwickeln. Das wichtigste ist mir nicht, Platten verkaufen und ich hoffe, dass ich nie in die Situation komme, etwas machen zu müssen, was mir nicht Spass macht. Ich möchte mit tollen Musiker zusammen spielen, die auf meinem level oder weiter sind. Derzeit bin ich sehr happy und hoffe, dass es so weiter geht.

Der Weinberger: Du bist kürzlich nach Wien gezogen. Wie geht’s Dir da?

Eva Klampfer: Gut, sehr gut. Ich habe nach langem Suchen endlich eine passende Wohnung  gefunden, ganz in der Nähe vom Museumsquartier. Dass ich einen Flügel mit dabei habe, habe ich nicht erwähnt. Aber das Haus ist ein massiver Altbau, da kann ich auch etwas lärmen und produzieren. Das passt wirklich sehr gut, denn ich unterrichte auch – vier Schüler in Jazz-Gesang.

Der Weinberger: Wann können wir mit einer CD von Dir rechnen?

Eva Klampfer: Die Songs sind fertig aufgenommen und gemastert. Es geht jetzt darum, das richtige Label zu finden. Das liegt nicht mehr an mir – ich muss schauen was sich ergibt.

Der Weinberger: Eine persönliche Frage zum Schluss - für die männlichen Fans: Bist Du aktuell liiert?

Eva Klampfer: Ja, seit sieben Jahren.

Der Weinberger: Danke fürs Gespräch!

Kontakt

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